
Herr PD Dr. Hanno Scholtz
Soziologisches Institut UZH
Die Soziologie hat die postindustrielle Gesellschaft schon vor 50 Jahren ausgerufen, aber erst seit 2001 steigt die Sorge, dass die „Zweite Moderne“ (Ulrich Beck) mit Wirtschaftskrisen, Migration, Populismus und neu mit der Unfähigkeit zum Klimaschutz in eine ähnlich tiefe Krise hineinsteuert wie die erste Moderne zwischen 1914 und 1945. Können wir aus der Parallele der beiden Krisen etwas lernen?

Frau Dr. Jennifer Hofmann
Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik UZH
Die Psychologie war traditionellerweise defizitorientiert. Man leistete Beiträge zur Definition, Diagnose und Behandlung von Störungen und der Evaluation der Behandlungen. Mit der Positiven Psychologie (PP) tritt nun ein Perspektivenwechsel auf, welcher hilft, die Psychologie wieder zu komplettieren. Die PP beschäftigt sich mit den psychologischen Aspekten des Lebens, die es lebenswerter machen und forscht verstärkt in den drei Bereichen: 1. Positives Erleben (z.B. Glück, Lebenszufriedenheit, Flow, Heiterkeit), 2.Positive Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Charakterstärken, Tugenden) und 3.Positive Institutionen (d.h., Institutionen, die positive Erfahrungen und Persönlichkeitseigenschaften ermöglichen, unterstützen und fördern). In diesem Vortrag werden zuerst die Hintergründe und Entstehung der Klassifikation von 24 Charakterstärken nach Peterson und Seligman (2004) beleuchtet. Sie lernen Ergebnisse zum Zusammenhang der Stärken mit Wohlbefinden kennen und lernen einige Ergebnisse zu Stärkennutzung und Stärkentraining kennen. Sie erhalten auch konkrete Vorschläge zu Übungen, die Sie leicht im Alltag ausprobieren können und die nachweislich das Wohlbefinden steigern können.

Herr Prof. Dr. Oliver Lubrich
Institut für Germanistik, Universität Bern
Wilhelm Tell ist ein Einwanderer aus der skandinavischen Mythologie, den ein deutscher Dichter in die Schweiz eingeschleust hat. Der spitze Hut der Magier im Märchen, zu „Halloween“ oder bei „Harry Potter“ diente im Mittelalter dazu, Juden zu kennzeichnen. Das Wort „Tabu“, das in unserer Psychologie kaum mehr wegzudenken ist, brachte James Cook aus der Südsee mit. Der Name des Online-Händlers „Amazon“ geht zurück auf den eines südamerikanischen Flusses – und dieser wiederum auf die Legenden von einem zentralasiatischen Frauenvolk. Fast alles, was uns vertraut ist, hat einen Migrationshintergrund. Was Fundamentalisten für „ureigen“ halten, ist eigentlich fremd. Was wir „Kultur“ nennen, ist immer auch das Ergebnis eines „Transfers“. Objekte, Symbole, Ideen und Begriffe wandern und verändern dabei ihre Bedeutungen. Der Vortrag gibt einen Ausblick auf eine Sammlung von Fallbeispielen, die der Referent zusammen mit dem Schriftsteller Raoul Schrott und dem Anthropologen Michael Toggweiler herausgibt: vom Kaffee und der Kartoffel über den Weihnachtsmann oder Superman bis zum Hitlergruss und zum Hakenkreuz.

Herr Prof. Dr. Fred Mast
Institut für Psychologie, Universität Bern
Unsere Wahrnehmung ist weitaus komplexer als wir annehmen. Wir haben keinen direkten Zugang zu der Welt, die uns umgibt. Lediglich die Rezeptoren in unseren Sinnesorganen bilden die Brücke zur Aussenwelt. Die Informationen unserer Sinnesorgane sind aber nicht hinreichend für die Welt, wie sie sich in unserer Wahrnehmung präsentiert. Wahrnehmung ist ein Produkt des Gehirns, das die Informationen von den Sinnesorganen wie ein Statistiker auswertet. Das Ergebnis der Auswertung geschieht ohne Verzögerung, in Echtzeit. Unsere Wahrnehmung ist dabei durch Vorwissen, Erwartungen und Annahmen geprägt. Deswegen ist unser Gehirn sogar fähig, Wahrnehmung ohne Information von den Sinnesorganen zu erzeugen. Und dadurch entstehen Träume, die uns das Bewusstsein im Schlaf zurückbringen.

Herr Prof. Dr. Bernd Nowack
Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA
Durch die Entdeckung von Mikroplastik – Plastikteilchen kleiner als 5 mm – in Umweltproben auf der ganzen Welt und den Bildern von schwimmenden Plastikinseln im Meer ist aus einem der wichtigsten Materialien des 20. Jahrhunderts ein Problemstoff geworden. Dies hat zu intensiven Diskussionen in der Gesellschaft geführt, wie mit dem Plastik umzugehen ist. Die Rufe nach Lösungen des Plastikproblems in der Umwelt werden lauter. Es muss jedoch festgestellt werden, dass in vielen Diskussionen verschiedene Aspekte des Plastikproblems in einen Topf geworfen werden und falsche Schlussfolgerungen zu möglichen Lösungen gezogen werden. Dieser Vortrag soll dazu dienen, die verschiedenen Aspekte von «Plastik und Umwelt» zu beleuchten und aufzuzeigen, wie sie zusammenhängen oder ob sie separat betrachtet werden müssen.

Frau Prof. Dr. Nina Buchmann
Departement Umweltsystemwissenschaften ETHZ
Und woher kommt dieses Wasser? Meist kommt das Wasser mit dem Regen und wird im Boden eine Zeit lang gespeichert. Dort nehmen die Pflanzen es dann mit ihren Wurzeln auf und transportieren es durch die Stängel und Stämme in die Blätter, wo es verdunsten kann. Bei der Verdunstung wird flüssiges Wasser zu Wasserdampf. Dabei wird Energie frei und kühlt das Blatt, ähnlich wie unsere Haut kühler wird, wenn wir schwitzen. In einer Wiese oder in einem Wald gibt es sehr viele Blätter und viele Oberflächen. Daher ist es dort auch immer kühler als zum Beispiel auf einem Parkplatz. Weil es in einer Wiese und in einem Wald viele Pflanzenarten gibt, die unterschiedlich gross und breit sind, machen sie sich ihren Schatten zum Teil selbst. Was das für den Wasserbedarf bedeutet, wird im Vortrag dargestellt

Frau Prof. Dr. Irmi Seidl
Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
Der hohe Ressourcenverbrauch und die Emissionen unseres Wirtschaftens sprengen die planetaren Grenzen. Trotzdem halten viele in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am Ziel fest, die Wirtschaftsleistung weiter zu steigern. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Wirtschaftswachstum ausreichend Arbeitsplätze schaffen soll. Dem Vortrag zugrunde liegt die These: Wir brauchen eine Relativierung der Erwerbsarbeit, um uns aus der Abhängigkeit vom Wirtschaftswachstum lösen und innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften zu können. Voraussetzung dafür ist eine neue Gewichtung von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit sowie ein Umbau der Systeme der sozialen Sicherung und der Besteuerung, die bislang wesentlich auf Erwerbsarbeiten beruhen. Auch brauchen wir mehr Zeit, Infrastrukturen und Anerkennung für andere Tätigkeiten als Erwerbsarbeit.